Offener Brief der ukrainischen Community in Reaktion auf das “Summit for Peace in Ukraine” in Wien


Die ukrainische Community distanziert sich deutlich von dem “Summit for Peace in Ukraine” am 10/11 Juni in Wien. Die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vertretenen Positionen entsprechen weder unserer Haltung, noch der ukrainischen Realität der letzten 9 Jahre. Am 11. Juni werden wir am Platz der Menschenrechte um 16:00 Uhr diesbezüglich eine Kundgebung abhalten um unsere Position als Betroffene zu vertreten. 

Niemand wünscht sich den Frieden mehr als wir. Täglich bangen wir um unsere Familien, die unter Raketen, Drohnen und dem Terror der russischen Besatzung leiden. Zum Glück können wir, auch dank der Technik, die uns von unseren Unterstützern zur Verfügung gestellt wurden, inzwischen einen großen Teil der Raketen und Drohnen abwehren, was täglich unzähligen Menschen das Leben rettet. Die Menschen in den von Russland besetzten Gebieten brauchen auch Hoffnung, Hoffnung auf Befreiung.

Deportationen (auch viele Kinder werden deportiert), Folter, Vergewaltigung und Umerziehungsmaßnahmen sind Alltag in den besetzten Teilen der Ukraine. Das Leid endet nicht einfach, wenn “beide Seiten” die Kampfhandlungen einstellen, wie es in der Beschreibung des “Summit for Peace in Ukraine” heißt. Was bedeutet überhaupt “beide Seiten”. Russland hat die Ukraine brutal überfallen, der Kreml hat uns das Existenzrecht abgesprochen, Propagandisten sprechen täglich über “Entukrainisierung”, die Auslöschung der Ukraine als unabhängigen Staat und die Unterwerfung unseres Volkes. Diese Forderungen sind für die russische Führung unverhandelbar, genauso wie die Annexion gleich mehrerer Regionen unseres Landes, wo die Terrorherrschaft dauerhaft zementiert werden soll. Wenn eine “Friedenskonferenz” zwar in ihrer Beschreibung, Platz für eine angebliche “Mitverantwortung der NATO” findet, aber nicht auf die Deportationen von Kindern, Folterkammern und Vergewaltigungen in den besetzten Gebieten eingeht, den Aggressor Russland nur oberflächlich verurteilt um dann “beide Seiten” zur Einstellung der Kampfhandlungen aufzufordern, können wir nur sagen:

Nicht in unserem Namen!

Wenn wir sehen, dass gleich mehrere TeilnehmerInnen der Konferenz bereits beim russischen Propagandasender RT (Russia Today) zu Gast oder sogar in der Kriegs-Propaganda Show von Vladimir Solovjov zu sehen waren, verstört uns das sehr.

Wenn wir sehen, dass  eine Organisation beteiligt ist, die unsere Revolution der Würde, den Euromaidan als “Putsch” bezeichnet und den russischen Angriffskrieg durch eine angebliche “NATO-Provokation” relativiert, verletzt uns das zutiefst, aber gleich mehrere Teilnehmer der Konferenz teilen diese oder ähnliche Narrative. 

Es macht uns traurig, dass der ehemalige Präsident Heinz Fischer mit einer Videobotschaft vertreten sein soll, diese Ehre sollte man dieser Veranstaltung nicht geben.

Frieden bedeutet für uns Freiheit

Wir fordern unser Recht ein, selbst zu bestimmen, wie es mit unserem Land weiter geht, uns nicht von einem imperialistischen Nachbarn unterdrücken lassen zu müssen und unser Schicksal selbst in die Hand nehmen zu dürfen. Wir wollen als Ukrainerinnen und Ukrainer frei leben und auch einmal Teil der Europäischen Union werden, das will aber der Diktator Putin und seine Anhänger nicht zulassen.

Besatzung ist kein Frieden

Alle von Russland besetzten Gebiete müssen befreit sein, das bedeutet, dass alle russischen Soldaten und Söldner unser Land verlassen müssen. Nur dann, können die Menschen wieder ohne Angst vor Deportation, Vergewaltigung der Folter ihre Häuser verlassen. Wir wollen, dass der Terror für alle Menschen der Ukraine endet.

Frieden bedeutet auch Gerechtigkeit

Russland darf für diesen ungerechtfertigten Angriffskrieg nicht belohnt werden. Wir können keine “Gebiete aufgeben” um einen Frieden zu “erkaufen”, denn es wäre erstens kein echter und zweitens kein nachhaltiger Frieden. Wir würden nur wieder angegriffen werden, wenn Russland seine Kriegsmaschine wieder aufgerüstet hat und es könnte auch andere Länder betreffen, wenn Europa die Botschaft sendet, dass man für einen Angriffskrieg wieder belohnt werden kann.

Wir fordern einen echten und gerechten Frieden!